Eine einfache Lichtinstallation gehört schon bald zum Ortsbild von Glarus. Zur Erinnerung an die letzte, zum Tode verurteilte Hexe Europas Anna Göldi sollen künftig zwei Lichter vom Dachgeschoss des Gerichtshauses in den Tag und in die Nacht hinaus leuchten. Passanten erfahren auf einer Gedenktafel vom traurigen Schicksal der aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Dienstmagd.
Vor ihrer Hinrichtung arbeitete Anna Göldi in der reichen und einflussreichen Familie des Glarner Arztes und Richters Johann Jakob Tschudi. Angeblich soll sie hier mehrmals Stecknadeln in die Milch einer Tochter Tschudis gezaubert haben. Aus heute noch nicht geklärten Gründen, begann das Mädchen dann auch noch Nägel zu spucken. Göldi wurde der Hexerei beschuldigt und angeklagt. Ein in Ungnade gefallenes Familienmitglied wurde wegen Verdacht auf Mittäterschaft ebenfalls inhaftiert.
Im folgenden Gerichtsprozess machte Anna Göldi unter Folter ein Schuldgeständnis und gab zu, dass sie der Teufelskräfte mächtig ist. Der Schwager nahm sich im Gefängnis das Leben. Damit entkam er zwar der Folter, seine Tat wurde aber als Schuldgeständnis angesehen. Der Glarner Rat verurteilte die vermeintliche Hexe Anna Göldi am 18. Juni 1782 zum Tod durch das Schwert. Das Urteil wurde umgehend vollstreckt, obwohl es unrechtmässig war. Göldi war keine Glarnerin. Dennoch entschied man sich für das lokale, einseitig evangelische Gericht. Ebenso fragwürdig waren die unzähligen, quälenden Verhöre und Folterungen. Dem Gericht ging es damals nicht darum die Wahrheit zu erfahren, es wollte nur sein Geständnis haben. In der in- und ausländischen Presse bezeichnete man die Hinrichtung denn auch als Justizverbrechen.
Seit 2008 ist Anna Göldi, dank einer demokratischen Entscheidung durch das Glarner Parlament, rehabilitiert. Mit zwei leuchtenden Lichtern möchten die Glarner die Aufmerksamkeit der vorbeiziehenden Menschen gewinnen und die Vergangenheit bereinigen. Zusammen mit der Gedenktafel soll die einfache Licht-Installation eine ermahnende Botschaft verbreiten: Seid wachsam bei Ausgrenzung, Diskriminierung und staatlicher Willkür. Potenzielle Opfer müssen dafür im schlimmsten Fall ihr Leben lassen.
Text- und Bildquellen: http://www.annagoeldin.ch/
