
Tapis magique 2014, installation de réalité virtuelle générative et interactive avec de la musique de Michel Redolfi, ancienne église du Sacré Coeur, Casablanca Maroc, 50 m x 12 m (Copyright: Miguel Chevalier)
Ein Lichtteppich dekoriert grossflächig den Boden einer Kirche, ein Licht- und Tonspektakel in einem Raum, wo sich Menschen normalerweise zur Messe, zum Gebet oder zur Meditation begeben? Künstliche Unruhe an einem Ort der Ruhe hat mich zuerst befremdet. Aber Licht und Farben waren für die Gestaltung von sakralen Räumen immer sehr bedeutend. Verändert haben sich im Laufe der Zeit die Mittel und auch das Verständnis.
Licht und seine Führung im Raum war, inspiriert vom Heiligen Bernhard von Clairvaux (um 1090 – 1153), eines der zentralen Gestaltungselemente der zisterziensischen Baumeister. Farben und dekorative Elemente wurden fast vollständig verbannt, damit sich der Geist der Mönche ungestört mit dem göttlichen Licht verbinden konnte.

Altarbild der Weltenburger Klosterkirche mit dem Hl. Georg (Foto von Kloster Weltenburg – Wikipedia)
Für lichtdurchflutete Räume sorgten in der Gotik besonders hohe Kirchenfenster. Gesteigert wurde dieser Effekt mit dem Einsatz von farbigem Glas. Noch heute berühmt für ihre farbig gestalteten Kirchenfenster ist die Kathedrale von Chartres. Vollends den Status des dramaturgischen Elements erhält das Licht im Zeitalter des Barocks. Ein schönes Beispiel dafür scheint mir das Altarbild mit dem Heiligen Georg in der Weltenburger Klosterkirche zu sein. Einfallendes Tageslicht steigert die Dramatik dieser theatralisch inszenierten Rauminstallation.
Barocken Charakter hat auch der „Tapis magique 2014“ von Miguel Chevalier in der Alten Kirche Sacré Coeur in der marokkanischen Stadt Casablanca. Der sich stetig wandelnde Lichtteppich konnte im April 2014 während sechs Tagen, anlässlich der „Journées du Patrimoine de Casablanca“, besichtigt werden. Mit der Projektion von Lichtbildern auf den Kirchenboden stellt der Künstler eine direkte Verbindung zum traditionellen marokkanischen Teppiche her.
In seiner Lichtinstallation verbindet er sich auch aber auch mit dem Grundsatz Licht ist Leben. In seinen Bilder bedient er sich der Biologie, insbesondere der Welt der Mikroorganismen und der Zellen. Er interessiert sich für deren unablässige Vermehrung und Veränderung. Formlosen Inhalten gibt er eine Form und symbolisiert damit das Leben. Der Mensch wird darin zum Akteur. Unter seinen Füssen verändern sich Formen und Farben magisch.

Tapis magiquen 2014, installation de réalité virtuelle générative et interactive avec de la musique de Michel Redolfi, ancienne église du Sacré Coeur, Casablanca Maroc, 50 m x 12 m (Copyright: Miguel Chevalier)

Tapis magique, 2014, installation de réalité virtuelle générative et interactive avec de la musique de Michel Redolfi, ancienne église du Sacré Coeur, Casablanca Maroc, 50 m x 12 m (Copyright : Miguel Chevalier)
Website Miguel Chevalier
