
Blue Port: Auf 8,5 km Länge leuchtete der Hamburger Hafen ganz in blau (© Philips)
Wenn Hamburg blau leuchtet, hat der Lichtkünstler Michael Batz seine Hand im Spiel. Mich hat schon seit längerer Zeit interessiert, warum sich der Hamburger in seinen Kunstaktionen regelmässig der blauen Farbe bedient.
Auf Antworten stiess ich im kürzlich erschienenen Buch über den Künstler:

Day-by-night-Aufnahme, aus: La nuit américaine, Truffaut
Michael Batz macht Lichtkunst und ist Theatermacher. Er kennt sich aus mit Lichteffekten, auch mit jenen der Filmkunst. So lässt er sich vom Film „La nuit américaine“ inspirieren, wo ein spezielles Verfahren zum Einsatz kommt. Dem Zuschauer werden Nachtaufnahmen nur vorgetäuscht. Dieser Filtertrick wird Day-for-Night oder simpel Amerikanische Nacht genannt. Ein Blaufilter wird vor das Objektiv gesetzt und die Kamera ein bis zwei Blendenstufen unterbelichtet. Batz fand Gefallen an der gängigen cineastischen Praxis. Vor allem faszinierte ihn die Möglichkeit, mit einem künstlerischen Vorgang das natürliche Bild des Tages sichtbar zu verändern.

Blaue Stunde in der Speicherstadt, Hamburg (Copyright: Johannes und Gudrun Wolf, fotocommunity)
Michael Batz kennt auch die ästhetischen Qualitäten der blauen Stunde. Dieser Begriff bezieht sich auf die besondere Färbung des Himmels während der Zeit der Dämmerung nach Sonnenuntergang und vor Eintritt der nächtlichen Dunkelheit oder vom Übergang der Nacht zum Tag und des Sonnenaufgangs. Während kurzer Zeit hat das Blau des Himmels eine andere spektrale Zusammensetzung. Die Lichtverhältnisse sind in dieser Phase äusserst intensiv.
Die Farbe Blau birgt aber auch einen interessanten Gegensatz. Blau bedeutet einerseits Kühle, Distanziertheit und Tiefe. Andererseits bringt die Farbe ein hohes Mass an Intensität mit sich, weil es durch die kurze Wellenlänge im Spektrum Blau zur höchsten Energieverdichtung kommt.
Blau ist weiter eine Ereignisfarbe. Das Polizeiauto fährt mit Blaulicht, auch die Feuerwehr und die Ambulanz.
Ebenfalls kann blaues Licht in der städtischen Landschaft farblich Akzente setzen. Im Hafen Hamburg ist das Bestandslicht weiss, gelb, punktuell auch rot. In dieser Lichtumgebung hebt sich blaues Licht deutlich hervor.

Blue Goal: Ein Stadt-Raum-Licht-Kunst-Projekt für Hamburg, das “Tor zur Welt” (© Michel Batz: http://www.michaelbatz.de/licht/lichtkunst/blue_goal.html)
Bei so viel blauer Inspiration verwundert es nicht, dass Michael Batz auch seine Installationen entsprechend bezeichnet. „Blue Goals“ und „Blue Port“ heissen zwei bekannte Werke. „Blue Goals“ vereint 175 verschieden grosse, aus Metall konstruierte Fussballtore. Den Torrand rahmt intensives blaues Licht. Die „Blue Goals“ liess Batz anlässlich der letzten Fussballweltmeisterschaft in Deutschland über die ganze Stadt verteilt anbringen. „Blue Port“ fand letztes Jahr bereits zum fünften Mal statt. Insgesamt wurden 12’000 blaue Lichtpunkte über das Hafengelände verteilt und hoben ausgewählte Objekte des Hamburger Hafens lichtszenisch hervor.
Michael Batz wählt sein “Blau” nicht zufällig. Er inszeniert die Farbe gezielt und lässt die Hansestadt immer wieder in anderem Licht leuchten.
Link
Hamburg.Licht.Kunst- Der Lichtkünstler Michael Batz
