An sonnigen Tagen glänzen Teile von Lissabons Strassen und Gassen einzigartig bezaubernd. Es passiert, wenn Azulejos leuchten, diese für die Region charakteristischen Keramikfliesen. Sie reflektieren das Sonnenlicht und werfen es charmant in die Umgebung zurück. Besonders ausgeprägt ist dieser Effekt bei Kacheln mit weissem Hintergrund.
Der Name Azulejo leitet sich vom arabischen al zulaij ab und bedeutet „kleiner polierter Stein“. Ursprünglich stammt diese Glasurtechnik aus dem persischen Raum. In Spanien und Portugal ist sie eine Hinterlassenschaft der Mauren, die im Mittelalter lange Zeit weite Teile in diesen Ländern besetzt hielten. Die Technik der Herstellung wurde von einheimischen Handwerkern übernommen und bis heute stetig weiterentwickelt. War früher der Südwesten Spaniens Zentrum der Herstellung, ist heute Portugal Hauptproduzent.
In Lissabon sind Azulejos ein fester Bestandteil des heutigen Stadtbildes. Sie finden sich an öffentlichen Monumenten und Gebäuden, Kirchen, aber auch an Innenwänden und Hausfassaden. Oftmals sind sie zu künstlerischen Wandbildern zusammengefügt.
Durch den Tourismus haben die bunten Kachelfliesen an Ansehen gewonnen. Das ist gut, aber auch gefährlich. In einzelnen Quartieren sind in den vergangenen Jahren bis zu 20 Prozent der Kacheln verschwunden. Vor allem nachts kommen Diebe mit Hammer und Meissel und schlagen in nur wenigen Stunden von einer Mauer sämtliche Kacheln vom Putz weg. Diese landen auf dem Schwarzmarkt und werden für teures Geld verkauft. Im Auftrag der Stadt wurde deshalb ein Projekt mit dem sperrigen Namen “Programa de Investigação e Salvaguarda do Azulejo de Lisboa”, kurz Pisal, ins Leben gerufen. Es ist ein Programm zur Erforschung und Rettung der Fassadenfliesen von Lissabon. Für das Lissabon eigene Stadtbild ein wichtiges Projekt. Ich war gerade da und hoffe auf guten Erfolg.
